LAUT GEDACHT
Defintion 1997.
March 1, 2024
by Nike Lorenz

Manchmal beängstigt mich der Gedanke, dass mein ganzes Wesen durch “Hockey” beschrieben werden kann, dass meine Definition Sport ist.

Es beängstigt mich, weil ich weiß, dass es rein körperlich nicht für immer so sehr mein Lebensinhalt bleiben wird, wie es jetzt ist. Es wird eine andere Zeit kommen und ich werde andere Dinge machen.

1997. Mein Geburtsjahr. Ich identifiziere mich sehr mit dieser Zahl. Immer, wenn ich etwas geschichtliches über dieses Jahr erfahre, bin ich besonders aufmerksam. Die Änderung des Strafrechts Paragraph 177 beinhaltete die Anerkennung von Vergewaltigung in der Ehe. Der Tod von Lady Diana. Der Klima-Gipfel in Kyoto auf dem später das Pariser Klimaabkommen basierte.

Es ergibt keinen besonders großen Sinn, dass ich so denke. Nichts verbindet mich wirklich mit diesen Geschehnissen außer meine Vorstellungskraft. Vermutlich identifiziere ich mich doch sogar so sehr mit meinem Jahrgang, weil man das eben im Sport so macht. Wie alt bist du? 97.

Ich habe schon häufiger gelesen, dass wir Menschen die komplexe Welt gerne durch Theorien erklären, “vereinfachen”. Zusätzlich wollen wir dazu gehören, wozu auch immer, denn diese Zugehörigkeit definiert einen. Sie kann einem somit wohl auch das Gefühl geben, sich selbst zu verstehen, zu “vereinfachen”.

Ich kann beides sehr gut nachvollziehen. Ich strebe auch danach, Dinge zu verstehen, irgendein System zu erkennen, Logik zu identifizieren. Vermutlich in der Hoffnung, dass ich dadurch das Unbekannte etwas bekannter machen kann. Wenn das jetzt so war, ist das nächste eventuell so…? Logisch wäre es. Realistisch? Vermutlich nicht. Es gibt mir ein Gefühl von Kontrolle und Sicherheit, planen zu können, zu wissen was als nächstes kommen könnte. Ich strebe immer weiter nach Planungssicherheit, obwohl mich doch das Leben täglich eines Besseren belehrt: es kommt vermutlich recht sicher höchst wahrscheinlich anders als geplant.

Und auch wenn ich das soweit akzeptiere, dass mich Überraschungen nicht (mehr) komplett aus den Birkis hauen, halte ich trotzdem noch daran fest, planen zu wollen, definieren zu wollen, verstehen zu wollen. Und vermutlich passiert auch genau das, wenn ich die 1997 sehe. Was passiert wohl als nächstes mit mir? Wo bin ich zugehörig? Wie definiere ich mich?

Das Gute ist: 1997 war wild. Genau wie jedes Jahr. Ich fühle mich irgendwie zu dieser Zahl hingezogen und zugleich schränkt sie mich nicht ein. Ich kann ja doch alles sein, wenn ich es will, wenn ich meine gedanklichen Konstrukte und Theorien realistisch und damit wandelbar halte.