Seit einigen Wochen wird bereits diskutiert, wie man die Fußballbundesliga möglichst schnell wieder zum Laufen bringen kann. Ebenfalls seit einigen Wochen dürfen Fußballspieler der ersten und zweiten Liga wieder in Kleingruppen auf ihrem Trainingsgelände trainieren. Regelmäßige Test und ein Quarantäne-Trainingslager werden durchgeführt um noch im Mai die Saison wieder anzupfeifen.
So weit, so gut.
Währenddessen trainiert der Rest deutscher Athleten alleine oder zu zweit, zuhause oder draußen im Park. Training in Kleingruppen auf dem Hockeyplatz steht jetzt für den Hockeysport als nächstes auf dem Plan. Jedoch bleiben die Abstands-und Hygieneregeln bestehen und das heißt: keine Zweikämpfe, nur Techniktraining. Unsere Saison ist bis August abgesagt und es gibt noch keinen konkreten Plan, wie sie wieder aufgenommen wird.
So weit, so zweitrangig.
Ebenfalls auf einen konkreten Plan warteten bis gestern alle Schülerinnen und Schüler und Kita-Kinder in Deutschland. Ihr Leben bleibt weiterhin sehr stark eingeschränkt, aber es geht voran.
So weit, so spät?
Ich stelle mir also, wie es schon so häufig in meinem Leben Journalisten getan haben, die Frage: Bin ich neidisch auf den Fußball?
Ich würde gerne wieder Hockey spielen, meine Mannschaft sehen und mich auf Wettkämpfe vorbereiten. Keine Frage. Aber sobald ich den Blick weg von mir richte, weg von verschobenen olympischen Spielen, fallen mir deutlich entscheidendere Themen ins Auge. Tatsächlich fühle ich mich überschwemmt von erschütternden Nachrichten, über Schicksale und aktuelle Lebensumstände. Es ist mir nahezu unmöglich, an mich und meinen Sport zu denken.
Bei jedem Morgenlauf im Park kommen mir nun häufig gesamte Familien joggend entgegen. Sollten die Kinder sollten nicht in der Schule oder in der Kita sein? Auch wenn der Morgenlauf ausbleibt, dieses Problem ist nicht zu übersehen und sollte auf unserer Prioritätenliste über der Fußballbundesliga stehen.
Ich bin sogar sehr froh darüber, nicht Teil einer Sportart zu sein, die ihre Wichtigkeit in einer Pandemie überschätzt. Ich kann meine persönlichen Prinzipien beibehalten und frei meine Meinung äußern. Anders als der belgische Spieler des 1.Fc Köln, der nach der Kundgabe seiner Sorgen in einem belgischen TV-Interview von den Verantwortlichen seinen Vereins mundtot gemacht wurde, seine Aussagen wurden laut einer Pressemitteilung falsch übersetzt.
Ich muss nicht stumm dahinterstehen, dass meine Sportart schneller wieder zum Laufen gebracht wird als Kinder in die Schule gehen dürfen. Ich gerate nicht eine persönliche Zwickmühle, da meine Liga nicht mehr im Fokus steht, als die Bildung und mentale Gesundheit von Kindern. Ich werde nicht für die mediale Beschallung der Bürger auf der Couch instrumentalisiert. Ich bin froh, neben all den wirklich systemrelevanten Jobs, als Sportlerin nicht auch fälschlicherweise als systemrelevant eingestuft zu werden.